Schulhundkonzept
Viele Gründe sprechen gerade heute dafür, Tiere in den pädagogischen Schulalltag einzubeziehen. Tiere sind wichtig für Kinder. Vor diesem Hintergrund wird am Beispiel des Hundes die Bedeutung von Tieren in der Pädagogik begründet. Die Begegnung mit einem Hund besitzt eine Beziehungsqualität, die sich auf den Menschen sehr positiv auswirkt. Das Verhalten von Hunden zeigt Kindern vieles, was sie von sich selbst kennen. Hunde spielen, schlafen, essen und zeigen Gefühle wie Angst, Aggression, Freude und Zuneigung. Darüber hinaus gelten als besondere Fähigkeiten des Hundes das Erkennen menschlichen Ausdrucksverhaltens sowie das Erspüren menschlicher Stimmungen. Sie zeigen Verständnis und Mitgefühl und zeichnen sich vor allem durch ihre herausragende Lernfähigkeit aus. Besonders durch sein großes empathisches Vermögen, seine Belastbarkeit und seine Fähigkeit, sich vielen Anforderungen anzupassen, ist der Hund in besonderer Weise für einen Einsatz in pädagogischen Tätigkeitsfeldern geeignet.
Auswirkungen hat ein Tier aber auch auf das Klima unter den Kindern. Dieses geschieht insofern, als dass sich ruhigere Kinder aufgrund eines Tieres mehr gegenüber ihren Mitschülern öffnen und sich aktiver in das soziale Geschehen einbringen. Außerdem nehmen gemeinschaftliche Unternehmungen zu. Im Gegensatz zu den ruhigeren SchülerInnen lernen ihre extrovertierten Mitschüler mehr Rücksicht zu nehmen und ihre Impulse zu kontrollieren, weil das Tier von dem Menschen viel Empathie fordert. Es kommuniziert mit dem Menschen fast einschließlich auf der nonverbalen Ebene. Auch die extrovertierten Kinder wollen sich mit dem Tier beschäftigen, müssen also empathisch auf das Tier eingehen, damit sie mit dem Tier kommunizieren können. Diese sich daraus ergebende Ausgeglichenheit führt wiederum zu einem besseren Unterrichtsklima. Außerdem treten auch Kinder, die sich eigentlich unbekannt sind, durch das Tier in Kontakt miteinander. Der Einsatz von Flocke, Ella und Ronja fördert damit die Fremd- und Selbstwahrnehmung der Kinder. Das Selbstwertgefühl kann gesteigert werden, da ein Hund nicht beurteilt, sondern vorbehaltlos auf Kinder zugeht. Ebenso kann das Bedürfnis nach Körperkontakt und sozialer Nähe durch ihre Anwesenheit in Lesestunden oder SLAP-PC-Stunden aufgefangen und gestützt werden, indem sie die Möglichkeit des Anfassens bietet. Viele Kinder freuen sich auf die Schulstunden, in denen die Hunde anwesend ist. Durch Anfassen und Beschäftigung mit den Hunden können Kinder nochmals eigene Körpererfahrungen sammeln. Der Hund braucht genau wie die Kinder etwas zu Trinken und es muss darauf geachtet werden, dass nichts herumliegt, was er fressen könnte. Es gibt aber auch Grenzen, die zu beachten sind. Ein Hund kann nicht in gleicher Weise auf jedes Kind wirken. Er darf nicht als Allheilmittel verstanden werden. Nicht jedes Kind lässt sich auf einen Hund ein, manche Kinder mögen Hunde nicht, oder nicht so gerne. Daher ist es wichtig, die Begegnung mit dem Hund als Angebot an das Kind zu verstehen.
Die nun folgenden Entwicklungsbereiche werden durch unsere Schulhunde unterstützt:
Förderung des Selbstwertgefühls
vorbehaltlose Akzeptanz, unabhängig von jeglicher menschlicher Bewertung
Vermittlung von Zuneigung, Sicherheit, Geborgenheit und Wärme
Förderung des Verantwortungsbewusstseins
Erfüllen von Ritualen (versorgen, spielen, …)
Förderung der Kommunikation
Erlernen und Erkennen von Gestik und Mimik
Erteilung eindeutiger und klarer Kommandos
Kommunizieren ohne Lautsprache
uneingeschränktes Anvertrauen von Erlebnissen und Gefühlen
regt zur Kommunikation an
hört geduldig zu
Förderung der sozialen Beziehungsfähigkeit
Entwicklung von Empathiefähigkeit
Rücksichtnahme und Respekt
Erleichterung der Kontaktaufnahme zu anderen Menschen
Erlernen von Einfühlungsvermögen und Toleranzfähigkeit gegenüber Andersartigkeit und Individualität
Durch den Hund gespiegelte Stimmung des Menschen
Akzeptanz und Einhaltung von Regeln
Förderung der Motorik und Wahrnehmung
ermutigt zu konstanter Bewegung und Aktivität
löst Muskelverspannungen
Förderung der taktilen Wahrnehmung durch das Streicheln und Anfassen
Förderung visueller, auditiver und olfaktorischer Wahrnehmung
Förderung der Lebensfreude
Beobachten und Interpretieren tierischen Verhaltens
Umgang mit Flocke setzt Endorphine im Körper frei
Sorgen und Kummer rücken in den Hintergrund
Interaktion wird als lustvoll empfunden
Förderung der Schreibmotivation
Flocke, Ella und Ronja haben einen Postkasten und schreiben den Kindern (mit Hilfe) zurück
Im Sachunterricht wird vor allem im Bereich des sozial- kooperativen Lernens auf Verständigung wert gelegt. Erfolgreiches Lernen schließt immer auch eine soziale Komponente mit ein. Deshalb erhalten die Kinder im Unterricht vielfältige Möglichkeiten, um sich auszutauschen. In gemeinsamen Gesprächen lernen sie, eigene Aussagen mitzuteilen und zu begründen, einander zuzuhören, andere Sichtweisen zu akzeptieren und zu hinterfragen. Damit alle diese Anforderungen jedoch auf diese Art und Weise umgesetzt und erreicht werden können, müssen auch Vorbereitungen getroffen werden und Voraussetzungen erfüllt sein.
Es ist wichtig, dass eine Zusammenarbeit mit Erziehungsberechtigten und Lehrpersonen stattfindet. So gibt es bereits vor Schulbeginn einen ersten Elternbrief zu unseren Schulhunden, in dem ihre Ausbildung vorgestellt, nach eventuellen Allergien oder Ängsten der Kinder gefragt und das Einverständnis der Eltern zum Umgang mit ihnen erbeten wird. Natürlich hat es bereits 2014 die Zustimmung der Schulaufsicht und als Vertreter der Kommune die Zustimmung des Schulträgers in Person des damaligen Bürgermeisters gegeben. Weiterhin gibt es auch einen zustimmenden Schulkonferenzbeschluss (6 Elternvertreter und 6 Lehrervertreter) zum Einsatz von Flocke,Ella und Ronja, einen einstimmigen Lehrerkonferenzbeschluss, eine informierte Haftpflichtversicherung, informierte und engagierte städtische Beschäftigte in der Schule (Hausmeister und Sekretärin), die die Anwesenheit der Hunde mittragen und eine fundierte Ausbildung der Schulhundeteams: “Petra Deuker und Flocke“, „Petra Deuker und Ronja“, Laura Orellana und Ella“. Diese Weiterbildungen zur Hundegestützten Pädagogik basieren schwerpunktmäßig auf der Ausbildung der Besitzerin. Frau Petra Deuker ist geschult und ausgebildet in den Themenbereichen der Hundegestützten Pädagogik in der Schule insgesamt, der Wirkung von Schulhunden, der nötigen Voraussetzungen des Hundes und der Pädagogin, der rechtlichen Bedingungen, der Verständigung mit dem Hund, der Hundeausbildung, der Körpersprache der Hunde, der praktischen Einsatzmöglichkeiten und Trainingsmöglichkeiten. Im Frühling 2024 ist eine weitere Basisausbildung mit Frau Deuker und Ronja und „Frau Orellana und Ella“ über zwei Ganztagsveranstaltungen gestartet.
Ebenso müssen aber auch jeweils die Kinder auf den Umgang mit dem Tier vorbereitet werden, wie zum Beispiel durch die Aufstellung von Regeln. Für die Kinder muss es eindeutige Regeln im Umgang mit dem Hund geben und es muss unbedingt auf dessen Einhaltung geachtet werden. Die Regeln für den Umgang mit Flocke sind im Anhang gesammelt. Der Hund muss gezielt ausgebildet werden und eine gute Bindung zu seiner Halterin aufweisen. Auch ist darauf zu achten, dass der Hund genügend Ruhephasen und Rückzugsmöglichkeiten bekommt und Anzeichen von Überforderung sofort erkannt werden. Dazu haben alle drei im Zimmer von Frau Deuker einen Ruheplatz, den sie jederzeit aufsuchen können. Der Weg ist für sie frei zugänglich. Um den Stress für die Hunde möglichst gering zu halten, gehen sie nur gemeinsam mit Frau Deuker, zukünftig auch Ella mit Frau Orellana, in geeigneten Stunden wie freie Lesezeiten und SLAP-PC-Stunden in den Unterricht. Vorrangig halten sie sich im Schulleitungsbüro auf.
Weiterhin müssen Flocke, Ella und Ronja artgerecht gehalten und gepflegt werden. Regelmäßige Tierarztbesuche und Hygiene (Hände waschen) sind unerlässlich. Frau Deuker dokumentiert die Tierarztbesuche, Impfungen und Wurmkuren.
Durch die bundesweite Vernetzung der Kolleginnen (www.schulhundweb.de), die regelmäßig ihre Hunde in der Schule einsetzen, hat sich ein intensiver und effektiver Austausch entwickelt, der die Gefahren für Hunde und Schüler immer mehr reduziert, da sich nicht jeder neu in den Bereich der Hundegestützten Pädagogik einarbeiten muss, sondern von den Erfahrungen bestehender Teams profitieren kann. Frau Deuker hat sich diesem Kreis angeschlossen und eine „Selbstverpflichtung“ unterschrieben.
Formular Schulhunde Flocke, Ella und Ronja (PDF)